Die Reise zum Großen Fest
 Die Elfe Sasana 
 Aufregung im Elfental 
 Sasanas Ferien 
 Unas Ulmen 
 Der Einzelgänger 
Die Reise zum Großen Fest
 Wenn Igel träumen ... 
 


Eine Elfengeschichte von kellergoethe. Die Rechte liegen beim Autor. Jegliche Veröffentlichung und Vervielfätigung bedarf der vorherigen Genehmigung.


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Teil 6

Elfenzeichnung von Pia H. Togur ließ sich auch nicht lange bitten. Während er mit der kreisenden rechten Hand wieder den Takt beschrieb, sagte er:
"Gesagt ist gesagt, getan ist getan,
nichts macht es ungeschehn,
und doch will ich dich, wie du warst,
in alter Form nun sehn."
Erwartungsvoll blickte er zu Barantas. Stolzbrust folgte seinem Blick. Barantas dachte einen Augenblick nach und wiederholte dann die Worte. Schließlich sah er Togur in die Augen und danach Stolzbrust.
"Was ist denn nun?" fragte der Hirsch ungeduldig.
"Ich glaube fast, dass es so geht", erwiderte Barantas.
"Es muß so gehen", meinte Togur. "In dem Spruch ist nicht mehr von dem Stein die Rede, sondern nur noch von der alten Form. Und das bedeutet, dass sowohl der Stein, als auch die Elfe zurückkehren."
"Nein", widersprach Barantas, "Du sprichst nur von der alten Form und nicht von alten Formen. Wir müßen aber von mehreren Formen reden, denn eine Elfe ist kein Stein und ein Stein ist keine Elfe. Reden wir nur von der alten Form, wissen wir nicht, welche der beiden Formen zurückkehrt."
"Himmel, ist das kompliziert", seufzte Stolzbrust. "Wenn das so weitergeht, bleibt Sasana ewig ein Stein."
Die beiden Zauberer ließen sich jedoch nicht beirren. Togur dachte nur kurz nach. "Also wie wär’s dann mit ´in alten Formen sehn`?" fragte er.
Barantas nickte langsam mit dem Kopf. "Laß es noch einmal ganz hören", forderte er seinen Freund auf.
"Wandle dich, hör´ auf das Wort,
erfasse Klang und Sinn,
und gib dich dieser Zauberkraft
fügsam folgend hin.
Gesagt ist gesagt, getan ist getan,
nichts macht es ungeschehn,
und doch will ich dich wie du warst,
in alten Formen sehn."
"Jawohl", sagte Barantas sehr bestimmt. "So geht’s."
"Na endlich", rief Stolzbrust aus. "Und nun macht schon. Ich will jetzt wirklich Sasana in ihrer alten Form sehen."
Togur trat auf den großen Smaragd zu und begann den Zauberspruch herzusagen. Dabei malte er mit seinen Händen langsam Figuren in die Luft. Die Stimme des Zauberers klang nun völlig anders, als zuvor. Er trug den Spruch nun nicht mehr schnell und leiernd vor, sondern in einem langsamen Singsang, eigenartig betont und beschwörend. Schon von den ersten Worten an, glaubte Stolzbrust eine Veränderung in der Luft des Raumes zu bemerken. Er spürte eine seltsame Spannung, die ihm die kurzen Haare auf seinem Rücken zu Berge trieb. Diese Spannung nahm immer mehr zu, je näher der Zauberer dem Ende seines Spruches kam. Als das letzte Wort gesprochen war, veränderte sich die Luft um den Smaragd herum deutlich sichtbar. Sie flimmerte und schien sich in Flüssigkeit zu verwandeln. Und in dieser Flüssigkeit vollzogen sich nun die merkwürdigsten Veränderungen an dem Edelstein. Er wechselte langsam von Form zu Form und von Farbe zu Farbe und schien sich völlig in der Flüssigkeit aufzulösen, um sich dann doch wieder zu neuen Formen zusammenzusetzen.
Gebannt sah der Hirsch diesem magischen Wechsel zu, immer hoffend, dass nun die Gestalt seiner Freundin Sasana erscheinen würde. Doch seine Geduld wurde auf eine sehr harte Probe gestellt.
Nachdem eine halbe Ewigkeit vergangen war, bildeten sich aus dem fast flüssigen Zustand des Steines plötzlich zwei Körper, die in merkwürdigen Wellen flimmerten und ganz langsam - jeder für sich - feste Gestalt annahmen.
Und dann stand tatsächlich Sasana da und machte einen ganz verwirrten Eindruck. Na, das war ja auch kein Wunder, nach alldem, was sie hatte durchmachen müßen.
Stolzbrust jubelte, lief zu seiner Freundin und stupste sie vorsichtig mit der Nase, so, als wollte er sich vergewissern, dass sie auch nicht mehr flüssig war.
Sasana blickte sich erstaunt um und fragte: "Was in aller Welt ist denn passiert?"
"Das ist eine lange Geschichte, die dir am besten dein Freund erzählen sollte", sagte Barantas. "Togur und ich kümmern uns inzwischen um das Essen - wenn ihr nichts dagegen habt."
Und während Stolzbrust begann, der Elfe die wunderlichen Ereignisse seit ihrer Verwandlung in allen Einzelheiten zu schildern, traten die beiden Zauberer auf eines der Bücherregale zu. Togur zog an einem der Regalbretter. Daraufhin wurde die eine Seite des Regals mit lautem Knarren in den Raum hineinbewegt. Hinter diesem Regal wurde eine Treppe sichtbar, die in die unteren Räume des Turmes führte.
"Auf in die Küche!" rief Togur. "Zaubern strengt mich immer ganz schön an. Und vor allem macht es mich sehr hungrig. Geht es dir auch so?"
Barantas nickte und antwortete: "Mich macht es schon hungrig, wenn ich anderen beim Zaubern zusehe."
Lachend stiegen die beiden Zauberer die Treppe hinunter.

Zeichnung von Hanne H.

Sasana lauschte staunend dem Bericht ihres Freundes. Von Zeit zu Zeit stieß sie einen Ruf der Verwunderung oder des Unglaubens aus und fragte nach, wenn sie etwas nicht verstanden hatte. Als Stolzbrust schließlich auch die sorgenvollen Gedanken, die ihm während der Rückverwandlung der Elfe im Kopf herumgegangen waren, geschildert hatte und erschöpft innehielt, atmete Sasana tief durch. "Na, das ist ja eine Geschichte. Die glaubt uns keiner, wenn wir sie zuhause erzählen."
"Und im Farbenwald auch nicht", fügte Stolzbrust hinzu.
"Das Große Fest!" rief Sasana aus, "Das hatte ich ja völlig vergessen. Wir müßen ja zum Großen Fest. Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig hin."
"Aber sicher", sagte eine Stimme, die die Elfe und den Hirsch zusammenfahren ließ. Barantas hatte den Raum unbemerkt wieder betreten.
"Oh, entschuldigt bitte", sagte er, "ich wollte euch nicht erschrecken."
"Schon gut", meinte Sasana, "wir hatten dich nur nicht hereinkommen hören. Was macht dich so sicher, dass wir noch rechtzeitig zum Fest kommen?"
Barantas sah Stolzbrust erstaunt an und fragte: "Hast du ihr nicht von deinem Adlerflug erzählt?"
"Doch, natürlich", antwortete der Hirsch.
"Das hat er wirklich." Sasana sah sehr entschlossen drein. "Doch wenn du damit vorschlagen willst, dass auch ich mich in einen Adler verwandeln lassen soll, dann muß ich dich enttäuschen. Davon, mich verwandeln zu lassen, habe ich nun erst einmal die Nase voll. Also schlagt euch das aus dem Kopf."
Barantas lachte. "Das verstehe ich sehr gut." Und dann wandte er sich Stolzbrust zu: "Und wie ist es mit dir? Bist du es auch leid, als Adler durch die Lüfte zu fliegen?"
"Oh nein", versicherte der Hirsch. "Das Fliegen macht ungeheuren Spaß. Ich möchte zwar nicht auf immer ein Adler sein, doch hin und wieder einen Flug unternehmen zu können, wäre schön."
"Na also", sagte Barantas befriedigt. "Dann fliegst du eben, während deine Freundin auf deinem Rücken sitzt. Sehr schwer ist sie ja nicht, und du gibst einen sehr kräftigen Adler ab."
"Und wie soll ich im Farbenwald wieder zum Hirschen werden?" fragte Stolzbrust. "Ihr beiden Zauberer müßt schon mitkommen, damit ich kein Adler bleibe."
"Mich kriegen keine zehn Hirsche mehr in den Farbenwald", meldete sich Togur zu Wort, der mittlerweile ebenfalls aus den unteren Räumen zurückgekehrt war. "Da müßt ihr schon ohne mich hin."
"Ich werde die beiden begleiten", beruhigte Barantas seinen Freund. "Bleib du nur zuhause."
"Wie auch immer", sagte Sasana, "ob nun fliegend oder laufend, ob mit oder ohne euch - ich werde mich hier keinen Zentimeter wegbewegen."
"Warum denn nicht?" fragte Stolzbrust erstaunt.
"Weil ich zuerst wissen möchte, was mit Gorama passiert ist."
Verblüfft sahen Barantas und Stolzbrust sich an. An die Taube hatten beide schon nicht mehr gedacht. Stolzbrust hatte deswegen ein ganz schön schlechtes Gewissen.
"Und wer ist bitte Gorama?" fragte Togur.
"Hole ihm ganz schnell einen Anthrazit", stöhnte der Hirsch und blickte Barantas flehend an.
"Du meinst einen Azurit", verbesserte der Zauberer und machte sich sogleich auf die Suche nach einem solchen Edelstein.
"Das mit den Steinen scheint ihm aber nicht sehr dauerhaft gegen die Vergeßlichkeit zu helfen", sagte Sasana.
Barantas stimmte ihr zu. "Doch etwas besseres haben wir noch nicht gefunden", meinte er.
"Dann sollte dein Freund noch einmal darüber nachdenken, ob er nicht doch zum Farbenwald mitkommen möchte. Sesin, die Wächterin des Farbenwaldes, kennt sich in vielen Dingen noch sehr viel besser aus als ich. Sie wird sicherlich wissen, was gegen Vergeßlichkeit zu tun ist."
Togur wurde richtig wütend. "Ich werde mich auf keinen Fall zu irgendeinem Wald begeben, in dem eine Widerlichkeit neben der anderen herumsteht und mich quält. Verschont mich mit Bäumen und Pflanzen. Ich hasse sie!"
Und mit diesen Worten stürmte er auf die Treppe zu und hinunter in die unteren Räume, von wo man ihn noch eine ganze Weile zetern und schnauben hören konnte, ohne jedoch zu verstehen, was er genau von sich gab.
"Was hat er denn gegen Bäume und Pflanzen?" fragte Sasana verwundert. "Er mag ein Zauberer sein, doch er ist auch ein Elf. Elfen lieben Bäume und Pflanzen."
"Ja, das ist sehr merkwürdig", sagte Barantas verlegen. "Wenn die Sprache auf Pflanzen kommt, führt er sich immer so auf, wie ihr es gerade erlebt habt. Dann ist kein vernünftiges Wort aus ihm herauszubringen. Sein Hass geht so weit, dass er den Berg, auf dem dieser Turm steht, mit einem Fluch belegt hat, der es allen Pflanzen unmöglich macht, hier Wurzeln zu schlagen und zu gedeihen."
"Sehr seltsam", wunderte sich Stolzbrust. "Sonst ist er doch ein ganz lieber Kerl."
"Darüber kann ich mir im Moment keine Gedanken mehr machen", meinte Sasana. "Zuerst muß ich wissen, wo Gorama abgeblieben ist und wie es ihr geht."
"Togur hat mir gesagt, dass er sie nicht gesehen habe und auch nicht weiß, ob etwas und wenn ja, was mit ihr geschehen ist", sagte Stolzbrust. "Entweder das stimmt oder er hat auch das einfach nur vergessen."
"Zumindest das können wir herausfinden", sagte Barantas. "Wir nehmen uns die richtigen Steine und frischen sein Gedächtnis auf. Dann werden wir ja sehen."

Zeichnung von Hanne H.

Barantas ließ seinen Blick suchend über die verschiedensten Ansammlungen von Steinen und Edelsteinen wandern. Nach kurzer Zeit hatte er drei verschiedene Steine ausgesucht und aufgenommen. Stolzbrust stellte fest, dass kein Azurit darunter war. Der erste violette Stein hatte glatte eckige Flächen. Der zweite war glatt, rund und rosa. Und der dritte - ebenfalls rund - leuchtete in sattem Kornblumenblau.
"Die sind aber schön", bewunderte Stolzbrust diese Edelsteine.
"Und nicht nur das", erklärte Barantas. "Sie werden uns auch helfen, Togurs Gedächtnis aufzufrischen. Besonders der Saphir wird ihm helfen." Er hielt den leuchtend blauen Stein in die Höhe. "Ist er nicht ein Prachtexemplar?"
Die Elfe und der Hirsch stimmten beinahe ehrfürchtig zu.
"Gut", sagte Barantas, "ich werde jetzt alles vorbereiten. Die beiden anderen Steine muß ich eine kurze Weile in Wasser legen. Bis alles so weit ist, werde ich Togur beruhigt haben."
Mit diesen Worten folgte der Elfenzauberer seinem Freund.
"Das ist ja ein seltsames Pärchen", meinte Sasana.
"Aber sie sind völlig ungefährlich. Harmlose Spinner halt."
"Und eigentlich ziemlich freundlich", ergänzte Stolzbrust. "Was machen wir, bis Togur behandelt werden kann?"
Sasana hatte schon angefangen, neugierig die Bücher zu betrachten, die die Regale füllten. "Das ist ja eine richtig große Bibliothek", sagte sie.
"Eine was -?" Stolzbrust hatte dieses Wort noch nie gehört. Kein Wunder: das Lesen gehört nicht unbedingt zu den Stärken eines Hirschs.
"Eine Bibliothek", wiederholte Sasana langsam und jede Silbe betonend. "So nennt man eine so große Ansammlung von Büchern. Ich wollte, ich hätte nur einen kleinen Teil dieser Bücher zuhause. Was ich daraus nicht alles lernen könnte."
"Das Zaubern wahrscheinlich", brummte Stolzbrust, der Sasanas Interesse für Bücher nicht im mindesten teilte.
"Das, was ich von der Zauberei wissen muß, weiß ich schon", entgegnete Sasana, die nun verschiedene Bücher zur Hand nahm und in ihnen blätterte.
Stolzbrust ließ sich auf den Boden nieder und sah der Elfe zu, wie sie Buch für Buch öffnete, durchblätterte und immer wieder verwunderte Töne ausstieß.
´Elfen sind allesamt sehr seltsam,` dachte er dabei, ´ob sie nun zaubern können oder nicht.`
Nach einiger Zeit kamen Barantas und Togur über die Treppe zurück. Barantas trug einen Becher in der einen und den Saphir in der anderen Hand.
"So, jetzt kann’s losgehen", sagte er. Er legte den Saphir auf den Tisch und griff mit der nun freien Hand in den Becher hinein. Als er die Hand wieder zurückzog, hatte er die beiden anderen Edelsteine zwischen den Fingern. Von den Steinen tropfte etwas Wasser.
Er reichte Togur den Becher und forderte ihn auf, das in dem Becher verbliebene Wasser zu trinken. Togur tat, wie ihm geheißen und leerte den Becher in einem Zug. Barantas hatte inzwischen den Saphir wieder aufgenommen und hielt ihn nun seinem Freund in einem Abstand von etwa drei Handbreiten vor die Augen.
"Sieh auf den Stein und konzentriere dich", ordnete er mit ruhiger, bestimmter Stimme an. "Denke an nichts und nehme einfach das Bild des Steines in dich auf. Sieh in seine Tiefen hinein. Verliere dich in diesen Tiefen. Gehe ganz in seinem Blau auf."
Seine Stimme wurde immer langsamer und ruhiger. Togur stand einfach nur da und blickte in den Stein hinein. So wie vorher Stolzbrust vor dem Mondstein seine Umgebung völlig vergessen hatte, verlor nun auch Togur jegliches Interesse für die Dinge und Personen, die um ihn herum waren.
Barantas sprach mit einer sehr sanften und beinahe leisen Stimme zu seinem Freund: "Gib dich der Wirkung der Steine hin. Fühle ihre Kräfte. Sauge sie in dich auf und denke an nichts."
Wieder verstummte er für einige Augenblicke und beobachtete seinen Freund sehr genau. Schließlich sprach er wieder: "Und nun denke zurück an den Tag, an dem wir hier zusammen Zaubersprüche ausprobierten, um aus Steinen Smaragde zu machen. Denke zurück an alles, was sich seither ereignet hat und erinnere dich." Nach einer erneuten kurzen Pause hob Barantas seine Stimme zu einem lauteren und bestimmteren "Erinnere dich!" an.
Dann legte er den Saphir auf den Tisch und schnippte mit Daumen und Mittelfinger der rechten Hand nahe an Togurs Ohr vorbei.
Augenblicklich schien Togur aus dem Traumzustand, in dem er bis dahin war, zu erwachen. Er blickte zunächst Barantas ins Gesicht und dann zu Sasana und Stolzbrust hinüber.
"Tja, liebe Freunde", sagte er, "es tut mir sehr leid. Doch ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, eine Taube gesehen zu haben oder etwas gemacht zu haben, was einer Taube hätte schaden können. Ihr muß etwas zugestoßen sein, mit dem ich nicht das geringste zu tun hatte."
Bei dieser Mitteilung wurden Sasana und Stolzbrust sehr traurig. Sie hatten gehofft, dass sich Goramas Mißgeschick ebenso aufklären würde, wie es mit Sasanas Verwandlung geschehen war. Barantas und Togur erkannten natürlich die Niedergeschlagenheit der beiden und versuchten, sie zu trösten.
"Nun laßt bloß nicht den Kopf hängen. Wir finden schon noch heraus, was passiert ist", sagte Barantas.
"Genau", stimmte Togur zu. "Wie wär’s, wenn ihr über Nacht hier bleibt? Heute schafft ihr es vor dem Dunkelwerden ohnehin nicht mehr, den Farbenwald zu erreichen. Außerdem können wir dann den ganzen Abend gemeinsam darüber nachdenken, wie wir herausbekommen können, wo eure Taube abgeblieben ist."
Sasana und Stolzbrust überlegten nicht lange. Sie stimmten diesem Vorschlag zu. Und so kam es, dass zwei Zauberer, eine Elfe und ein Hirsch gemeinsam in einem Zauberturm übernachteten.
Vor dem Schlafengehen sprachen sie sehr lange darüber, wie sie hinter Goramas Geheimnis kommen könnten. Doch eine Lösung kam dabei nicht heraus. Und so wurde es für alle vier eine Nacht mit sehr unruhigem Schlaf und nicht allzu erfreulichen Träumen.

Zeichnung von Hanne H.

Am nächsten Morgen erwachte Stolzbrust als letzter von den vieren. Er traf die anderen drei in der Küche an einem Tisch sitzend und beratschlagend. Sasana meinte gerade, es sei wohl das Beste, zum Farbenwald aufzubrechen und bei Sesin um Rat zu fragen. Vielleicht hatte ja auch eine der anderen Elfenschwestern eine gute Idee, wie man der Taube auf die Spur kommen könnte. "Außerdem können wir dort danach fragen, ob jemand ein dauerhafteres Mittel gegen Togurs Vergeßlichkeit weiß."
"Guten Morgen", sagte der Hirsch und trat in den Raum. Er wandte sich Togur zu und fuhr dann fort: "Nur für den Fall, dass du es wieder vergessen hast: ich bin Stolzbrust, der Hirsch."
"Sehr angenehm", entgegnete der Zauberer, "und ich dachte schon, du bist dieser gräßliche Adler, mit dem ich gestern ein Stückchen geflogen bin."
"Nanu", rief Stolzbrust erstaunt aus. "Hattest du heute schon eine Azurit-Kur?"
"Nein", meinte Togur lachend, "die Wirkung der Edelsteine hat über Nacht noch angehalten. Doch wer weiß, wie lange noch."
Nun wandte sich Stolzbrust den beiden anderen zu. "Dann laßt uns jetzt wirklich aufbrechen. Ich hatte schon seit gestern mittag nichts mehr zu fressen, und in dieser Gegend wächst nichts, was meinem Magen bekommt. Wenn wir uns hier noch länger aufhalten, wird mein Hunger immer größer. Außerdem besteht dann die Gefahr, dass wir unserem Zauberfreund die ganze Geschichte noch einmal erzählen müßen."
Die anderen stimmten ihm zu. Und so machten sich Barantas, Stolzbrust und Sasana auf den Weg zum Farbenwald. In dem frühen Licht der Morgensonne konnte man am Himmel einen Habicht und einen Adler fliegen sehen - und auf dem Adler saß eine Elfe.
Dieses merkwürdige Gespann überquerte zügig die Gebirgskette.
Normalerweise hätte Sasana diesen Flug sehr genossen. Doch mit ihren Gedanken war sie natürlich ganz woanders. Die Schönheit der Landschaft und die Freuden des Fluges interessierten sie nicht. Sie dachte an ihre Freundin Gorama und daran, ob und wie sie ihr wohl helfen könnte.
Beinahe den ganzen Tag verbrachten die drei schweigend im Flug, bis Stolzbrust am Horizont die ersten Bäume des Farbenwaldes auftauchen sah. "Wir sind bald da!" rief er aus. Doch es dauerte noch ein Weilchen, ehe Barantas bestätigend rief. "Ja, ich sehe die Bäume auch." Und es dauerte noch länger, ehe auch Sasana die ersten Baumspitzen zu sehen glaubte und noch etwas länger, bis sie auch sicher war.
Doch sie kamen dem Wald jetzt sehr schnell näher.
"Steuere gleich den Festplatz an", rief Sasana dem Adler zu. "Dort werden wir Sesin wahrscheinlich finden. Und wenn nicht, so ist es von dort nicht mehr sehr weit bis zu ihrer Hütte."
Stolzbrust nickte und bedeutete dem Habicht, ihm zu folgen.

Der Teich - Eine Zeichnung von Hanne H.

Für die Zeichnung danke ich sehr herzlich Hanne H.
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